Sahra Wagenknecht: Eine lupenreine Rechtspopulistin – Ein Kommentar

Vor kurzem erreichte mich das neue Buch „Die Selbstgerechten“ von Sahra Wagenknecht. Offensichtlich dachte sich Frau Wagenknecht, es wäre eine gute Idee, im Superwahljahr 2021, ein Buch zu schreiben, in dem sie mit pauschalen Rundumschlägen, falschen Annahmen und kruden Behauptungen über ihre Genoss*innen, die gesamte linke Community in “Lifestyle-Linke” und “echte Linke” spaltet.

Ich selbst bin Mitglied der Linken und fühle mich von Frau Wagenknecht durchaus angesprochen. Es wird dringend Zeit mal ein paar Dinge klarzustellen.

Bereits das Inhaltsverzeichnis entfachte böse Vorahnungen in mir, denn Überschriften wie „Das Märchen vom rechten Zeitgeist„, „Was früher besser war„, „Kein Zurück zum Nationalstaat?“ oder „Nationalstaat und Wir-Gefühl: Weshalb eine totgesagte Idee Zukunft hat„, erwartet man eher von Polit-Funktionär*innen der AfD. Das hielt mich aber natürlich nicht davon ab das Buch zu lesen.

Schon nach den ersten 40 Seiten bestätigte sich mein erster Eindruck und ich hatte nicht mehr das Gefühl, das Buch einer Linken zu lesen. Sie spricht über die sogenannten „Lifestyle-Linken“, die sich ihrer Meinung nach ausschließlich “selbstgerecht” und “moralisierend” mit „Identitätspolitik“ befassen und allesamt aus akademischen, gut situierten und privilegierten Milieus stammen. Sozialpolitik, Umweltpolitik und vieles anderes – worüber innerhalb der Linken eigentlich jeden Tag debattiert wird – stünden wohl nicht mehr im Fokus der „Lifestyle-Linken“, behauptet Wagenknecht.

“Dominiert wird das öffentliche Bild der gesellschaftlichen Linken heute von einem Typus, den wir im Folgenden den Lifestyle-Linken nennen werden, weil für ihn im Mittelpunkt linker Politik nicht mehr soziale und politökonomische Probleme stehen, sondern Fragen des Lebensstils, der Konsumgewohnheiten und moralische Haltungsnoten.”

– Sahra Wagenknecht, „Die Selbstgerechten“

Es ginge nur noch darum, dass sich immer mehr „skurrile Minderheiten“ aus „individuellen Marotten“ einen „Opferstatus“ ableiten würden, um dann den „einfachen Leuten“ „Sprachverbote“ zu erteilen. Wie kategorisch sich Frau Wagenknecht in ihrem Buch über Menschen äußert, ist unglaublich herablassend. Sie stellt den Trotz und die Borniertheit „einfacher Leute“ – was auch immer diese Beschreibung von Menschen bedeuten soll – über eine gerechtere Sprache. Statt für eine gesellschaftliche, zivilisatorische Veränderung zu kämpfen und zu brennen, ergibt sie sich den reaktionären, konservativen und bürgerlichen Begehren in bestimmten Teilen der Bevölkerung, nur um Stimmen abzugreifen. Gleichzeitig wiederholt sie vielfach den Terminus „Sprachverbote“, der eigentlich regelmäßig von irgendwelchen Rechtspopulist*innen benutzt wird, um gerechtere Sprach-Ideen propagandistisch wirksam schlecht zu machen. Dabei gibt es faktisch natürlich gar kein „Sprachverbot“. Genau das ist das Ziel rechter Agitatoren*innen. Sie möchten, dass Menschen linke Politik sofort mit Verboten, Zwängen und DDR assoziieren. Das beherrscht Frau Wagenknecht, wie wir sehen, hervorragend. Diese stumpfe Polemik ist nicht mehr weit weg von Aussagen wie „Corona-“ oder „Ökodiktatur“. Es ist traurig, dass eine eigentlich sehr gebildete Frau wie Sahra Wagenknecht, sich an solch polemischen Mitteln bedient, um großen Teilen ihrer Genoss*innen in den Rücken zu fallen.

Sie nennt uns „Lifestyle-Linke“ und „Moralisten ohne Mitgefühl“. Logisch – weil wir kein Mitgefühl haben, kämpfen wir auch so viel gegen Diskriminierung von Minderheiten, rassistischen Sprachgebrauch, kapitalistische Ausbeutung und Antisemitismus. Und das sind selbstverständlich nur einige Beispiele. Ungefähr auf dem Niveau führt Wagenknecht ihre Leser*innen durch das gesamte Buch. Sie pauschalisiert und behauptet was das Zeug hält. Immer wieder spielt sie verschiedene Themen gegeneinander aus. In ihrer Vorstellung gibt es offensichtlich ein paar wichtige Themen, neben denen es keine anderen mehr geben darf. Leute die sich also mit gendergerechter Sprache oder rassistischem Sprachgebrauch beschäftigen, sind in Wagenknechts eindimensionaler Weltanschauung “Lifestyle-Linke”, die wohlhabend, privilegiert und selbstgerecht durchs Leben schreiten und sich für keine Themen einsetzen oder interessieren, die nicht sie selbst betreffen.

“Der Lifestyle-Linke lebt in einer anderen Welt als der traditionelle und definiert sich anhand anderer Themen. Er ist vor allem weltoffen und selbstverständlich für Europa, auch wenn jeder unter diesen Schlagworten etwas anderes verstehen mag. Er sorgt sich ums Klima und setzt sich für Emanzipation, Zuwanderung und sexuelle Minderheiten ein. Zu seinen Überzeugungen gehört, den Nationalstaat für ein Auslaufmodell und sich selbst für einen Weltbürger zu halten, den mit dem eigenen Land eher wenig verbindet.”

– Sahra Wagenknecht, „Die Selbstgerechten“

Ich glaube ich muss nicht erklären, wieso das eine unfassbar pauschale und unpräzise Betrachtungsweise ist, die der Realität nicht mal im Ansatz gerecht wird. Sie beschreibt ihr neues politisches Feindbild wie Tiere in einem Lexikon und greift dabei auf Stereotypen zurück, die man genau so in rechtspopulistischen Kreisen und Medien wiederfindet. Im Übrigen denke ich, dass die im Zitat genannten Themen in einer linken Partei Usus sein sollten. Es ist für mich zumindest nichts schlechtes dabei, sich ums Klima zu sorgen oder weltoffen zu sein und sich als Weltbürger zu fühlen. Für Sahra Wagenknecht offensichtlich schon. Sie entwickelt offensichtlich langsam patriotische Heimatgefühle. Zumindest behaupte ich das jetzt einfach mal, so wie sie es auch tut in ihrem Buch. Das man es zum Beispiel geschafft hat, durch Proteste gegen Unilever, den diskriminierenden Begriff “Z-Sauce” abzuschaffen, ist für Wagenknecht Beweis genug, dass die Arbeitsbedingungen der prekär angestellten Arbeitskräfte bei Unilever, den “Lifestyle-Linken” völlig egal sind. Wenn es also ein Problem A gibt, darf man ein anderes Problem B nicht besprechen oder lösen, wenn dadurch nicht auch Problem A gelöst wird. So stellt sich Frau Wagenknecht offensichtlich realpolitische Arbeit vor.

“Aufgrund der Rassismusdebatte in den sozialen Netzwerken, teilte das Unternehmen im August 2020 mit, werde der Knorr-Klassiker Zigeunersauce ab sofort unter neuem Namen, nämlich als Paprikasauce Ungarische Art in den Supermarktregalen zu finden sein. Und Unilever ist nicht der einzige Konzern, der sich dem Druck linksliberaler Meinungsführer und ihres fleißig twitternden Anhangs beugen musste.”

– Sahra Wagenknecht, „Die Selbstgerechten“

In ihrer Welt geht immer nur das Eine, oder das Andere. Es dürfen aber auf keinen Fall rassistische Begriffe verändert werden, wenn nicht gleichzeitig auch alle Arbeitsverhältnisse verbessert werden. Mit realpolitischen Überlegungen hat das reichlich wenig zu tun. Ein anderes Beispiel ist der Genderstern – weil wir uns für eine gendergerechte Sprache einsetzen, würden wir uns wohl nicht mehr ausreichend für Armut und soziale Gerechtigkeit interessieren. So konstruiert sich Frau Wagenknecht ein „Beispiel“ nach dem anderen, um aufzuzeigen, wie „selbstgerecht“ und „heuchlerisch“ die “Lifestyle-Linken” anscheinend sind. Damit macht Wagenknecht genau das, was sie anderen so vehement vorwirft – spalten.

 “Statt diese Mehrheiten mit einem für sie attraktiven Programm anzusprechen, haben SPD und Linke der AfD zu ihren Wahlsiegen verholfen und sie zur führenden »Arbeiterpartei« gemacht.”

– Sahra Wagenknecht, „Die Selbstgerechten“

Frau Wagenknecht möchte keine linke Politik machen, sondern opportune Politik, für die „Mehrheiten“. Sie möchte nicht die Gesellschaft verändern, sondern alles aktuell Schlechte in unserer Gesellschaft bedienen und akzeptieren, um möglichst viele Stimmen abzugreifen. Sie möchte aus der Linken eine Partei ohne Profil machen. Eine Partei, die dem jeweiligen aktuellen Zeitgeist folgt. Eine Partei, die die Begehren von Mehrheiten befriedigt, anstatt die Mehrheiten von etwas Gutem zu überzeugen. Eine Partei ohne Prinzipien und Grundsätze, die durch und durch opportunistische Politik macht. Abgesehen davon bezeichnet sie die AfD als „führende Arbeiterpartei“, was absolut falsch ist, denn das Gegenteil ist der Fall. Die AfD entlastet hauptsächlich Millionäre und Milliardäre und tut für das Proletariat und Prekariat rein gar nichts.

Frau Wagenknecht geht es also nicht mehr um Fortschritt, Veränderung und linke Prinzipien, sondern um schlichte Befriedigung bestimmter Wählermilieus, völlig egal worum es geht, solange man gewählt wird. Sie wendet uns den Rücken zu und zeigt mit dem Finger auf uns. Sie pauschalisiert und behauptet das sich die Balken biegen, um möglichst viel Applaus von ihren neuen Freund*innen zu bekommen. Wagenknecht schafft es den Spalt zwischen „Alt- und Neulinken“ zu zementieren. Nicht nur das, sie fischt auch noch Stimmen im rechten, reaktionären Lager und schadet der Linken damit enorm. Sie kämpft nicht für den zivilisatorischen Fortschritt dieser Gesellschaft, sondern für die Verhinderung dieses Fortschritts, in dem sie alle Bemühungen für eine gerechtere Gesellschaft, die nicht ihren Vorstellungen entsprechen, als „Lifestyle-Unsinn“ abtut. Sie stellt sich auf die Seite der Zweifler*innen und Egozentriker*innen. Sie möchte opportunistische Politik für Menschen machen, die heute die AfD wählen.

“Ob Flüchtlingspolitik, Klimawandel oder Corona, es ist immer das gleiche Muster: Linksliberale Überheblichkeit nährt rechte Terraingewinne. Und je lauter die Pöbeleien von rechts, desto mehr fühlt sich der Linksliberale in seiner Position bestärkt. Nazis sind gegen Zuwanderung? Also muss jeder Zuwanderungskritiker ein verkappter Nazi sein! Klimaleugner lehnen CO2-Steuern ab? Also steckt wohl mit ihnen unter einer Decke, wer höhere Sprit- und Heizölpreise kritisiert!”

– Sahra Wagenknecht, „Die Selbstgerechten“

Sie macht sich in überspitzter Form lustig über den weltweiten, sehr bedrohlichen Rechtsruck, der nicht nur nachhaltig unsere Demokratien bedroht, sondern auch unendlich viele Menschen verschiedener, unterdrückter Minderheiten, die nicht frei und gleichgestellt in unserem Land leben können. Engagement für diese Menschen zu zeigen ist für Sahra Wagenknecht offensichtlich „Lifestyle-Links“. Der Rechtsruck ist für sie ein „Märchen“. Sie nennt sogar einen Abschnitt in ihrem Buch “Das Märchen vom rechten Zeitgeist”. Gleichwohl aber macht sie wieder die “Lifestyle-Linken” dafür verantwortlich, dass die rechte Community immer größer und stärker wird. Schon allein der Ausdruck “Linksliberale” ist ein Versuch das Ansehen der Linken in Deutschland zu verwässern. Es gibt die von Wagenknecht beschriebenen Linken sicherlich, aber die machen nur einen kleinen Teil der Menschen in linken Parteien aus und bilden nicht eine riesige Mehrheit, die nur noch über gendergerechte Sprache spricht. Rechtspopulist*innen möchten gerne, dass es so aussieht, als würden wir immer nur über die selben Themen sprechen. Deshalb werden diese Behauptungen in der Öffentlichkeit auch immer wieder aufs Neue bemüht, damit sie möglichst viele Menschen im Kopf behalten und direkt mit linker Politik assoziieren. Niemand spricht mehr über gendergerechte Sprache, als Menschen, die gendergerechte Sprache ablehnen. Applaus, Frau Wagenknecht. Sie sind eine waschechte Rechtspopulistin und schaden der gesamten Linken in enormem Ausmaß.

“Aber der Kampf gilt nicht nur Namen und Denkmälern, über deren Sinnhaftigkeit man tatsächlich streiten kann. Er macht auch vor populären Büchern, Filmen und selbst klassischen Philosophen nicht halt. Die Texte von Mark Twain und das Kinderbuch Pippi Langstrumpf können schon seit Längerem nicht mehr in der Originalversion erscheinen, weil gewisse Passagen und Worte den empfindsamen Gemütern der Kinder und Jugendlichen unserer Zeit nicht mehr zumutbar sind.”

Sahra Wagenknecht, „Die Selbstgerechten“

Auch Frau Wagenknecht hält rassistische Wörter in deutscher Literatur offensichtlich für erhaltenswert. Ähnlich wie viele andere Konservative und Rechte, die das Streichen dieser Wörter für „Sprachverbote“ halten, die unsere schöne deutsche Sprache völlig verschandeln. Wieso aber die Qualität großer Literatur von ein paar wenigen rassistischen Ausdrücken abhängig ist, konnte mir noch niemand erklären. Und wieso man diese rassistischen Wörter unbedingt weiter drucken muss, konnte mir auch noch niemand erklären. So entpuppt sich das Argument „Große Literatur wird durch „linksgrünversiffte Sprachverbote“ zerstört!“ in meinen Augen als reines Scheinargument, um einfach mal wieder das Wort „Sprachverbote“ mit „links“ in Verbindung zu bringen. Im Grunde geht es dabei nur um Trotz – simpler kindischer Trotz. Man wehrt sich mit Händen und Füßen gegen einen modernen, zivilisatorischen Wandel der Gesellschaft.

Auch lupenreine nationalkonservative Aussagen fehlen nicht in ihrem Buch. Die internationale Solidarität, die für uns Linke absolut selbstverständlich ist und auch so im Parteiprogramm verankert ist, wird von Frau Wagenknecht mit Füßen getreten. Sie spricht wie eine nationalkonservative Politikerin der AfD, die sich sichere Grenzen und starke Nationalstaaten wünscht und Migration vehement ablehnt.

“Drei Jahrzehnte neoliberaler Politik haben viele der einstigen Einschränkungen und Regelungen abgeräumt. Die Gewerkschaften sind heute nicht nur sehr viel schwächer als in ihren Blütezeiten, die linksliberale Erzählung von der Verpflichtung zu Weltoffenheit und Diversität führt auch dazu, dass sie sich kaum noch trauen, die Beschäftigung von Zuwanderern auch nur zu problematisieren. Heute stehen heimische Arbeitnehmer und Zuwanderer in vielen Bereichen in unmittelbarer Konkurrenz, mit allen negativen Folgewirkungen.”

– Sahra Wagenknecht, „Die Selbstgerechten“

Sie macht die Migrant*innen auf dem Arbeitsmarkt zum Problem für alle „Einheimischen“ auf dem Arbeitsmarkt. Das auch viele Migrant*innen Deutsche sind, bedenkt Frau Wagenknecht dabei offensichtlich nicht. Für sie sind wohl nur „heimische“ Arbeitnehmer Deutsche. Wer sowas als linke Politikerin formuliert, ist einfach keine linke Politikerin mehr. Das ungerechte, asoziale und kapitalistische Lohnarbeits-System zu kritisieren, um die Zustände für alle Arbeitnehmer zu verbessern, kommt Frau Wagenknecht anscheinend nicht in den Sinn. Sie möchte einen Arbeitsmarkt, in dem „Deutsche“ bevorzugt und privilegiert behandelt werden, was auch immer „Deutsche“ für sie sind. Und sie schreibt auch in ihrem Buch darüber. Sie liebäugelt mit der Politik der einstigen Weimarer Republik, in der Zuwanderung und Beschäftigung von Migrant*innen einfach untersagt wurde und Gewerkschaften erst Genehmigungen erteilen mussten, wenn Migrant*innen arbeiten wollten. Wie es den Migrant*innen dadurch ergangen ist, erwähnt sie mit keinem Wort.

“Die Weimarer Republik stoppt die Zuwanderung Seinerzeit haben die Gewerkschaften für Regelungen gekämpft, die es Unternehmen erschweren, Zuwanderer zu beschäftigten. Dass die Migration aus Osteuropa in der Weimarer Republik weitgehend gestoppt wurde, war vor allem Ergebnis ihres Drucks und der Unterstützung der Sozialdemokratie für dieses Anliegen. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde gesetzlich verfügt, dass inländische Arbeiter bei Einstellungen generell Vorrang besitzen sollten. Mit dem Arbeitsnachweisgesetz von 1922 wurden zudem paritätisch von Unternehmern und Gewerkschaften besetzte Ausschüsse berufen, die die Beschäftigung von Ausländern genehmigen mussten. Gab es im Kaiserreich 1,2 Millionen ausländische Arbeitskräfte in Deutschland, waren davon 1924 nur noch 174 000 übrig.”

– Sahra Wagenknecht, „Die Selbstgerechten“

Innerhalb von zwei Jahren haben über eine Millionen Migrant*innen in der Weimarer Republik ihre Arbeit verloren. Wagenknecht betont noch extra, dass das auch auf die Bemühungen der Sozialdemokraten zurückzuführen ist. Offensichtlich möchte sie so das Gewissen der „Linken“ beruhigen, falls diese sich ihrer skrupellosen, fremdenfeindlichen Ideen annehmen. Bei Wagenknecht läuft jetzt das Programm „Alles für die Deutschen“ – „Make germany great again.“ – ganz im Stile von Donald Trump. Die Migrant*innen sind für Wagenknecht natürlich auch noch in anderen Bereichen ein Problem, wie zum Beispiel im Bildungssystem oder auf dem Wohnungsmarkt. Überall leiden wohl die „einheimischen Deutschen“ unter der Existenz der Migrant*innen. Es sind immer die Migrant*innen, aber nie das System oder die Gesellschaft an sich das Problem.

.“Wenn mehr Zuwanderer kommen, gibt es daher mehr Nachfrage nach Wohnungen in den Armutsvierteln, was auch dort nicht ohne Einfluss auf die Miethöhe bleibt. Zum anderen konkurrieren dann mehr Menschen um die begrenzte und aktuell schrumpfende Zahl verfügbarer Sozialwohnungen. Die Wartelisten werden also noch länger. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass die bereits längere Zeit in einem Land lebenden Migranten hohe Neuzuwanderung ebenso ablehnen wie der weniger begünstigte Teil der einheimischen Bevölkerung.”

– Sahra Wagenknecht, „Die Selbstgerechten“

Wer nach diesen unzähligen absolut nationalkonservativen Aussagen immer noch ernsthaft glaubt, Wagenknecht wäre eine Linke, hat ihr Buch entweder nicht gelesen, es nicht verstanden, oder es so verstanden, wie es beliebt.

Zum Abschluss gibt es noch eine sehr aufschlussreiche Aussage aus dem Buch von Wagenknecht, in der sie die „nationale Identität“ als Garant für eine funktionierende Gesellschaft beschreibt.

“Wer stattdessen daran mitwirkt, nationale Identitäten und die Sehnsucht nach Stabilität, Vertrautheit und Zusammenhalt moralisch zu diskreditieren, zerstört die gesellschaftliche Basis für eine Politik, die Märkte und Ungleichheit in Grenzen halten kann.”

– Sahra Wagenknecht, „Die Selbstgerechten“

Sahra Wagenknecht spaltet, diskreditiert und beleidigt die linke Community und setzt sich ein für reaktionäre, rechte Ideen. Ich werde weiter vehement dagegen kämpfen, dass Sahra Wagenknecht unsere Partei in eine AfD-2.0 verwandelt. Sie nennt es in ihrem Buch „linkskonservativ“, was noch sehr untertrieben ist in Anbetracht dessen, was sie in ihrem Buch schreibt.

Fazit: Alles in allem ist das Buch von Frau Wagenknecht pure rechtspopulistische Propaganda. Sie schießt mal mehr mal weniger subtil gegen alles, was Veränderung, Fortschritt und Entwicklung unserer Gesellschaft bedeutet und macht sich stark für reaktionäre, konservative Meinungen aus dem rechten Lager, in dem sie jede Menge potentielle Wähler*Innen vermutet. Wenn Sarah Wagenknecht ernsthaft daran interesseiert gewesen wäre der Linken mit ihren „Überlegungen“ zu helfen, hätte sie einfach sagen können: „Hey Leute, ich habe das Gefühl wir sprechen zu viel darüber und zu wenig darüber“. Stattdessen schreibt sie ein Buch voller schlechter, pauschaler Behauptungen und unzutreffender Annahmen, die offensichtlich ausschließlich auf anekdotischer Evidenz basieren und beleidigt einen großen Teil ihrer eigenen Genoss*Innen als „Lifestyle-Linke“, in dem sie diese auf ein Hand voll Themen reduziert.

Schämen Sie sich, Frau Wagenknecht.

Schalom,
Schlomo Goldbaum

9 Kommentare zu „Sahra Wagenknecht: Eine lupenreine Rechtspopulistin – Ein Kommentar

  1. Lieber Genosse Felix, ich teile deine Meinung aus diesem Kommentar überwiegend, würde allerdings davon absehen, Genoss*innen als „Parteigenoss*innen“ zu bezeichnen, denn das steht für mich eher für Mitglieder einer 1945 verbotenen Partei…

    Gefällt 1 Person

    1. Hallo lieber Genosse Flo,

      Ich freue mich sehr darüber, dass du meine Ansichten zu Sahra Wagenknecht teilst. Ich bedanke mich auch für deinen Hinweis zu „PareigenossenInnen“, ich werde das beherzigen und so schnell wie möglich ändern.

      Alles liebe,
      Schlomo Goldbaum (Felix Jungbluth)

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  2. Wagenknecht ist in erster Linie Autoritär. Autoritäres Denken ist im grunde nie sehr tolerant da es eben alle auf Einheitslinie bringen will.

    Angefangen bei Lenin bis zur SED war dieses denken schon immer in teilen der Linke verankert. Wagenknecht vertritt da lediglich dieses alte Bild des Sozialistischen Einheitsmenschen.

    Die neue politisch korrekte Gender Sprachlinke ist aber auch nicht weniger Autoritär in ihrem verlangen nach sprachlicher Bevormundung.

    Freiheit = Es soll jeder auf die eigene facon glücklich werden ohne sich über andere zu erheben. Ganz Anti Autoritär.

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  3. Lieber Herr Goldbaum! Ich muss bei ihren Beitrag leider an einen getroffenen Hund denken. Er ist sehr klein, sie sind beleidigt und moralisierend. Sahra Wagenknecht würde ihrer Partei, den Linken insgesamt und der Gesellschaft den nötigen Schwung verschaffen. Was sie als fortschrittlich empfinden, ist fahrlässige Unterlassung. Und Sahra Wagenknecht in eine rechte Ecke zu stellen ist absurd. MfG! Dirk Zöllner – Autor, Sänger

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  4. Die im Luxus lebende Millionärsgattin Wagenknecht disst also eine breite Masse – angeblich wohlhabender – linker Aktivisti. Kann man sich nicht ausdenken. Thx für den Einblick in das Buch. Bei mir ist Frau Wagenknecht, seit sie sich gegen ein BGE ausgesprochen hat, unten durch. Insbesondere ihr fadenscheiniger Strohmann „Erfüllende gesellschaftliche Teilhabe ist ohne Erwerbsarbeit nicht möglich“ (BGE -> totales Abstellgleis), ist keine hinreichende Rechtfertigung für die absolute Ablehung des BGE. Wie u.a. die Erörterung ihres Buches in diesem Blog-Eintrag erkennbar macht, befördert Frau Wagenknecht immer wieder sehr differenzierte Sachverhalte mit einem Paukenschlag in eine Extremposition, gegen die sie dann aufbegehrt. Ich nenne sowas „Schwurbeln“.

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  5. Werter Herr Jungbluth,

    Sahra Wagenknecht als Rechtspopulistin zu bezeichnen ist äußerst daneben. Anscheinend interpretieren Sie den Inhalt ihres Buches vollkommen falsch und verbreiten nun solche absurden Äußerungen. Frau Wagenknecht spricht an, was viele denken.
    Mit freundlichen Grüßen
    Anne

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    1. Sehr geehrte Frau P.,

      ich bedanke mich für Ihren Kommentar. Sehr gerne würde ich mich ihrer Kritik annehmen, wenn sie denn etwas spezifischer wäre. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Sie mir erklären würden, was genau ich an Frau Wagenknecht’s Buch „falsch“ interpretiert habe. Ich denke in meinem Beitrag stehen genügend Auszüge aus dem Buch von Frau Wagenknecht, die ich dann kommentiert habe. Vielleicht wollen Sie ja darauf ein bisschen mehr eingehen.

      Das Frau Wagenknecht sagt, was viele denken, ist kein Geheimnis. Die AfD sagt ja auch Dinge, die viele denken. Das Klientel der Menschen, die Frau Wagenknecht inhaltlich zustimmen, hat sich massiv verändert, denn die Aussagen von Frau Wagenknecht und ihrem Ehemann Lafontaine, sind nationalkonservativ, fremdenfeindlich und minderheitenfeindlich. Sie ist nicht nur politisch nicht mehr haltbar für die Linke, sie ist offensichtlich auch charakterlich nicht mehr haltbar für unsere Partei. Erst spaltet sie die Partei und jetzt schaut sie genüsslich dabei zu, wie die Genoss*innen versuchen die Scherben aufzufegen, während sie von Talkshow zu Talkshow wandert, um immer weiter Öl ins Feuer zu gießen – oder sie diniert in feinen Restaurants mit Redakteuren großer Zeitschriften, um schon die nächste Schlagzeile zu planen.

      Hier ein aussagekräftiger Auszug aus einem Beitrag des Tagesspiegels:

      „Als die neue Fraktion am Dienstag erstmals zusammenkam, sei die Stimmung nachdenklich gewesen, heißt es. Anders als in der Vergangenheit hätten nicht sofort Vorwürfe im Raum gestanden, stattdessen hätten sich Abgeordnete durchaus selbstkritisch zu Wort gemeldet. „Es ging nicht um die Fehler der anderen, sondern auch um eigene Fehler“, sagt ein Fraktionsmitglied.

      Doch die größte innerparteiliche Kritikerin beteiligte sich an dieser Debatte nicht. Denn die Ex-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht, die als Spitzenkandidatin in Nordrhein-Westfalen wieder in den Bundestag eingezogen war, erschien gar nicht erst zur ersten Sitzung ihrer Fraktion. Umso größer war der Ärger bei einigen in der Partei, als zeitgleich ein Interview veröffentlicht wurde, in dem Wagenknecht einmal mehr mit ihrer Partei hart ins Gericht ging – trotz der Aufforderungen zur Zurückhaltung.“

      (…)

      „Selbst den Wahlabend hatte sie nicht mit ihrer Landespartei in Nordrhein-Westfalen verbracht. Auf der Wahlparty in Kreuzberg tauchte sie ebenfalls nicht auf, obwohl sie in Berlin war. Aus dem „Spiegel“ konnten ihre Parteifreunde nun erfahren, dass Wagenknecht am Wahlabend mit einem Redakteur des Blattes ein italienisches Restaurant besucht hatte.
      Ihre Positionen verkündet Wagenknecht lieber in Interviews und Talkshows, als sie parteiintern zu verteidigen.“

      Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/aufarbeitung-der-wahlniederlage-wie-sahra-wagenknecht-ihre-partei-brueskiert/27671652.html?fbclid=IwAR1FlwnfGLSKAsti-gpQAiql-32_N2VXbgmTTi2jpiucz5a95zPbmlmrHLQ

      Wie Frau Wagenknecht ihr neues Feindbild, den „Lifestyle-Linken“, beschreibt, ist auch bezeichnend dafür, wie sehr sie der Linken den Rücken gekehrt hat.

      „Der Lifestyle-Linke lebt in einer anderen Welt als der traditionelle und definiert sich anhand anderer Themen. Er ist vor allem weltoffen und selbstverständlich für Europa, auch wenn jeder unter diesen Schlagworten etwas anderes verstehen mag. Er sorgt sich ums Klima und setzt sich für Emanzipation, Zuwanderung und sexuelle Minderheiten ein. Zu seinen Überzeugungen gehört, den Nationalstaat für ein Auslaufmodell und sich selbst für einen Weltbürger zu halten, den mit dem eigenen Land eher wenig verbindet.”

      Wenn diese Attribute für Frau Wagenknecht „Lifestyle-Links“ sind, ist sie eindeutig keine linke mehr. Sich für den Klimaschutz einzusetzen, oder sich für sexuelle Minderheiten und Migrant*innen einzusetzen, ist für sie offensichtlich ein Problem. „Weltoffenheit“ hält sie wohl auch für schlimm, genauso wie Internationalismus, der eigentlich eine uralte linke Tugend ist. Nicht umsonst wird bei linken Parteitagen, Demos oder Gedenktagen die „Internationale“ gesungen – seit fast einem Jahrhundert.

      Ich freue mich auf ihre spezifische Kritik bezüglich meiner „Missverständnisse“ hinsichtlich der Aussagen von Frau Wagenknecht.

      Alles Gute,
      Felix Jungbluth / Schlomo Goldbaum

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  6. In Anbetracht der jüngsten Äußerungen von Frau Wagenknecht zur Ukraine und Russland bekommt dieser Beitrag, der ihren Rechtspopulismus glasklar belegt, erneut Relevanz.

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