Kapitalismus: Eine inhumane Ideologie – Ideen für eine gemeinwohlorientierte Gesellschaft – Ein Essay

„Die Ellenbogengesellschaft richtet sich selbst zu Grunde. Wir erleben puren Sozialdarwinismus im Gewandt einer „sozialen Marktwirtschaft“.“

Mir ist bewusst, dass die meisten wohlhabenden, überprivilegierten Turbokapitalist*innen sich nur sehr ungern der Realität stellen, weshalb sie wahrscheinlich schon beim Lesen des Titels dieses Beitrags ihre geistigen Schranken hochfahren – das ist mir aber recht, denn dann bleiben nämlich die, die kognitiv und ideologisch noch nicht völlig verhärtet sind.

Heutzutage wirkt eine Kapitalismuskritik schon fast obligatorisch. Man liest sie häufig und das sowohl im linken als auch im rechten politischen Milieu. Die meisten Kapitalismuskritiken nach Karl Marx waren gut und berechtigt und auch dringend nötig, nur leider hatten sie kaum realpolitische Durchschlagskraft. Heute besteht der Turbokapitalismus in seiner perversen und asozialen Form nur noch auf Grund weniger Millionen asozialer, empathieloser Menschen, die ausschließlich im eigenen Interesse handeln und durch Lobbys die Politik beeinflussen. Diese wenigen Millionen Turbokapitalist*innen können so unbeschwert und frei handeln, weil es zu viele desinformierte und/oder ideologisch verwirrte treue Bürger*innen gibt, die an das Märchen der „sozialen Marktwirtschaft“ und des „ewigen Wachstums“ glauben und deshalb regelmäßig SPD, CDU/CSU und FDP wählen. Das schlimme daran ist, dass nicht nur die letzten paar wohlhabenden Mittelschichtler*innen konservativ wählen, sondern auch sehr viele arme Rentner*innen und Familien. Sie wählen aus tugendhafter Verblendung und Gewohnheit heraus ihre eigenen Sklaventreiber*innen immer wieder aufs Neue. Die Jahrzehnte lange, gleichschaltende, preußische Bildung in unserem Land zeigt ihre Wirkung schon lange sehr deutlich, wie man an den Wahlergebnissen sehen kann. Wenn kleinen Kindern in der 4. Klasse schon gesagt wird, dass ihr Leben nichts wert sei, falls sie es nicht auf das Gymnasium schaffen, sollte man sich nicht wundern, wenn diese Kinder zu total ängstlichen, empathielosen Egoist*innen heranwachsen. Unser Bildungssystem ist darauf ausgelegt einen möglichst unkomplizierten, breit einsetzbaren, fleißigen Bürger*innen hervorzubringen, der viel arbeitet ohne dabei seine eigene Lebenssituation zu hinterfragen. Die Ellenbogengesellschaft richtet sich selbst zu Grunde. Wir erleben puren Sozialdarwinismus im Gewandt einer „sozialen Marktwirtschaft“.

Menschen die nicht arbeiten, sondern stattdessen Geld vom Staat beziehen, sind weniger wert und inoffiziell Menschen zweiter Klasse. Ein gutes Bespiel dafür ist das Elterngeld. Eltern mit wenig Geld, bekommen auch wenig Elterngeld. Eltern mit höherem Einkommen, bekommen noch mehr Elterngeld oben drauf. Was soll so eine Regelung ausdrücken? Das die, die nicht arbeiten können und deshalb weniger haben, auch nichts verdienen? Ist das ein „wertendes“ Gesetzt? Uns wird Kinder- und Elterngeld nach dem Zuflussprinzip gegen gerechnet, obwohl gerade ich als kranker Mensch das dringend bräuchte. Macht das Sinn und ist das sozial? Mein persönlicher Fall repräsentiert wahrscheinlich hunderttausende andere Menschen und Familien denen es ähnlich geht. Es gibt so viele Menschen, die extrem viel gearbeitet haben, dann früh chronisch erkrankt sind und jetzt am Existenzminimum leben müssen. Diesen Menschen wird die Chance auf so vieles im Leben genommen und ihren Kindern direkt mit. Man ist gefesselt an ein paar hundert Euro, eine zu kleine Wohnung und Essen vom Discounter. Wenn man sich dann noch Internet und ein Telefon leistet, kann man jeden Tag leben ohne zu sterben, aber eben nichts erleben. Die Regierung gönnt einem Kind momentan ca. 2,90€ für Essen pro Tag. Ich und viele andere Eltern in dieser Situation wünschen sich mehr Sicherheit für ein schöneres Leben und eine gute Bildung ihrer Kinder. Wir wollen wertgeschätzt werden. Das einzige was Menschen in diesem System helfen könnte, ist Glück. Vielleicht wird eines meiner Bücher verlegt und ein paar mal verkauft, das wäre dann so wahrscheinlich wie ein Lottogewinn. Ohne Geld wird es schwer sich durchzusetzen. Einem bleibt in diesem System nur die Hoffnung.

Andauernd wird damit geprahlt, wir würden in einer „sozialen Marktwirtschaft“ leben. Das ist wirklich der größte Witz überhaupt. Ich habe da früher als Jugendlicher auch noch dran geglaubt, bis ich dann eines Tages selber komplett am Boden war. Es ist gewaltig zu sehen, wie die Gesellschaft einem den Rücken kehrt, wenn man plötzlich Hilfe braucht und nichts mehr leisten kann. Überprivilegiertheit macht viele Menschen blind für soziale Missstände. Blinde, intolerante Menschen ohne Anstand und Courage. Sie sehen nicht, dass in Deutschland nicht mal ein Dach über dem Kopf garantiert ist, geschweige denn eine Toilette, warmes Wasser oder etwas zu Essen. Jedes Jahr verhungern und erfrieren Menschen auf Deutschlands Straßen.

In Deutschland wird ein inoffizieller sozialer Klassismus gepflegt, der sich hauptsächlich über Geld und Macht definiert. Leistung spielt keine Rolle, es zählt nur dein aktueller Kontostand und dein gesellschaftliches Ansehen. Ich habe hier auf dem Übermensch-Blog bereits darüber geschrieben, dass die überwiegende Mehrheit der Millionär*innen weltweit nie für ihr Vermögen arbeiten mussten. Wir erleben ein kontralaterales Leistungsprinzip. Menschen mit extrem hoher Verantwortung und harter Arbeit, verdienen sehr wenig. Ein Beispiel dafür sind Pfleger*innen oder Erzieher*innen. Menschen die nur durch Glück in eine bestimmte Familie geboren werden, bestimmte Kontakte haben oder ein Vermögen erben, arbeiten wenig oder überhaupt nicht und haben nicht ansatzweise die selbe Verantwortung, wie viele andere Menschen in prekären, harten Arbeitsverhältnissen. Trotzdem leben diese Menschen in finanziellem Überfluss. Sie verschwenden das Geld, welches hunderttausende, schwer arbeitende angestellte Arbeiter*innen erarbeitet haben. Das ist ein generelles, weltweites Problem, dem wir zukünftig hart und gerecht begegnen müssen. Bisher habe ich lediglich ein paar Beispiele genannt und den Status Quo skizziert. Es geht aber darum, dem Status Quo mit Ideen zu begegnen und die Zukunft in unserem Sinne zu gestalten. Die Industrielle Revolution 4.0 muss viel verändern und das möglichst schnell.

Hier sind meine favorisierten Ideen für die Zukunft, von denen ich denke, dass es sich lohnen würde, Sie weiter zu entwickeln:

1. BGE – Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens

Unabhängig von der sowieso schon prekären sozialpolitischen Lage in Deutschland, wird der technologische Fortschritt die Lage noch mehr verschärfen. Es geht nämlich der Mittelschicht an den Kragen. Die letzten überlebenden Beamt*innen und Bürokratiesklav*innen dieses Landes werden keine Arbeit mehr haben. Die viel zitierte „Oxfordstudie zur Zukunft der Arbeit in Europa“ zeigt auf, dass fast 45% der Jobs in den nächsten 25 Jahren verloren gehen. Alle Jobs die von künstlichen Intelligenzen übernommen werden können, werden auch übernommen. Jobs die hingegen wieder wirklich wichtig werden, sind die, über die jetzt gelacht wird – Pflegeberufe, Therapeut*innen, Hebammen, Psycholog*innen, Masseur*innen, Erzieher*innen – also alle Berufe, bei denen Menschen wert darauf legen mit Menschen in Kontakt zu sein. Sämtliche Fahrer*innen und Pilot*innen werden arbeitslos sein. Alle Menschen in Büros, bei Versicherungen, Jobcentern, Rathäusern und vielen anderen typischen Bürojobs werden überflüssig sein. Es werden aber nur ganz wenige, extrem spezialisierte Jobs entstehen. Virutal-Reality-Designer*innen, oder Big-Data-Analyst*innen. Das werden wohl kaum die Taxifahrer von heute sein. Deshalb wird eine bedingungslose Grundsicherung für jeden Menschen unausweichlich sein. Jeder Mensch sollte einfach für sein Leben bezahlt werden. Wieso kann nicht einfach der Alltag Arbeit sein, die durch ein Grundeinkommen gewürdigt wird? Mütter arbeiten ihr Leben lang, bekommen aber keine Rente. Das ist ein Skandal! Das BGE ist die einzig vernünftige, soziale und humane Lösung für die Zukunft. Die ersten 1000€ die man auf das BGE dazu verdient sind steuerfrei, so werden auch ganz viele kleine Jobs und Mini Jobs unendlich Interessant. Auch das Ehrenamt wird endlich viel mehr wertgeschätzt. Enorm viel wichtige Arbeit in Deutschland wird ehrenamtlich getätigt.

2. Radikale Bildungsreform – Gemeinwohl und Empathie im Fokus – Individuelle Talententwicklung

In der Zukunft sollten alle Schüler*innen, nach der Grundschule, frei ihre Talente und Interessen ausleben und entwickeln können. Im Moment bringt unser Schulsystem nur Müll hervor – Depressionen, Unglück, Hass, ideologische Verhärtung, Talentzerstörung, Missmut, Klassizismus, Ungerechtigkeit, Gleichschaltung, Sozialdarwinismus und Fleiß. Unser System ist in sämtlichen Belangen ineffizient. Genies fallen an allen Ecken und Kanten des Systems durchs Raster und landen dabei sicher nicht auf ihren Füßen, sondern in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen des Jobcenters. Die Berufswelt sollte Menschen in der Zukunft danach beurteilen, wer sie sind und was sie können, und nicht danach, welche Papiere sie ausgedruckt haben. Schwerpunkte der schulischen Erziehung sollten sein: Empathie und Gemeinwohl.

3.  Radikale Gemeinwohlökonomie – Kein sinnloser Reichtum, keine Armut – Die Schere zwischen arm und reich wird geschlossen

Privater Reichtum im Überfluss ist sinnlos und wird verboten. Es werden alle stehenden Kapitalblasen einfach vergesellschaftet. Ich habe natürlich kein kompletten, mathematischen Algorithmus entwickelt, aber es bleibt zum Beispiel einfach ein Höchstbetrag plus/minus 10% legal, alles darüber hinaus kommt dem Gemeinwohl zu Gute. Dazu kommt, das jeder Konzern gesetzlich dazu verpflichtet wird, ausschließlich im Sinne des Gemeinwohls zu handeln. Die Rendite und das wirtschaftliche Wachstum stellen keine geltenden Aspekte mehr dar, die Einfluss auf Entscheidungen über das Handeln oder die Entwickelung einzelner Konzerne haben. Alle Entscheidungen werden immer im Sinne des gesellschaftlichen Allgemeinwohls getroffen. Es geht niemals nur für einen Menschen, oder eine Firma, im Sinne von sinnloser und dekadenter Bereicherung. Man kann in diesem System selbstverständlich noch etwas zum BGE dazu verdienen. Die ersten 1000€ sind sogar steuerfrei.

4. Finanztransaktionssteuer – Hier extra aufgeführt, um die Frage zur Finanzierung des BGE’s zu beantworten

Das Konzept der FTAS wurde schon mehrfach durchgerechnet. Schon eine winzige Steuer in Höhe von 0,05% bei jeder Transaktion würde in der Schweiz ausreichen, um jedem Bürger ein BGE in Höhe von 2500 Franken zu zahlen. Dieses Prinzip der Finanzierung existenzieller Sicherheit, wird zukünftig gleichzeitig eines der stärksten Instrumente zur Regulierung des Finanzmarktes sein. Zwei Fliegen mit einem Schlag! Der größte Nachteil ist, dass man eine solche Steuer möglichst europaweit einführen müsste, und das wäre unfassbar schwer.

5. Komplette Verstaatlichung des Gesundheits-, und Bildungssystems

Ich selbst habe im deutschen Gesundheitssystem gearbeitet und bin darin schwer erkrankt. Die Krankenhäuser werden alle nach und nach im Sinne der Profitgier perfekt durchökonomisiert von Giganten wie Fresenius (Helios) oder anderen Turbokapitalist*innen. Krankheiten und Patienten sind nur Zahlen, die man als Mittel zum Zweck benutzt um Gewinne einzufahren. In unserer (a)sozialen Marktwirtschaft ist es leider Gottes wichtig, dass ein Krankenhaus ihren Aktionären viel Rendite ausschüttet. Wie diese Rendite entsteht, ist dabei zweitrangig. Die beiden wichtigsten und edelsten Jobs der Welt, nämlich Ärzt*innen und Pflegekräfte, werden in diesem System zerstört und verheizt wie Sklaven. Sie arbeiten 80 Stunden die Woche und verdienen dabei einen Hungerlohn. Das merken die aber meistens gar nicht, weil viele von denen mehr im Krankenhaus sind als zu Hause. Das ist eine Schande! Gesundheit sollte von Geld absolut entkoppelt werden. Und es sollte perfekt funktionieren! Der Staat sollte viel, viel Geld in die Gesundheit und Genesung der Bevölkerung stecken, das Gegenteil ist gerade der Fall. Manche Menschen laufen heute ohne Zähne oder Brillen rum, weil sie sich keine leisten können. Wo zur Hölle sind wir hier? Das das funktionieren kann, sehen wir in unzähligen anderen Staaten dieser Welt. Ein bisschen Norwegen, ein bisschen Israel, ein bisschen Finnland, Niederlande, Portugal. Das ist natürlich einfach gesagt, aber jedes dieser Länder macht bestimmte Sachen viel besser als Deutschland, und andere viel schlechter. Wir sollten alle viel mehr voneinander lernen, anstatt überall Grenzen und Mauern zu bauen. Ein großes, gemeinsames Europa sollte voneinander lernen und sich gegenseitig stützen.

Schalom,
Schlomo Goldbaum

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