Das Judentum ist fester Bestandteil deutscher Kultur – Ein Kommentar

„Das Judentum hat Deutschland schon vor der Weimarer Republik mit gestaltet und kulturell bereichert. Jiddisch ist zum Beispiel eine jüdische Umgangssprache die auf deutsch basiert. Jiddisch ist eine Sprache die ihr alle mehr sprecht als ihr denkt. Ihr glaubt gar nicht wie viele Wörter heute im Alltag benutzt werden, die eigentlich jüdischen Ursprungs sind. Ich gebe euch hier mal eine Liste mit Kurzbeispielen zum Staunen.“

Der Rechtsruck ist in ganz Europa deutlich zu beobachten. Die Menschen fühlen sich nicht ernst genommen und abgehängt. Das Ohnmachtsgefühl dieser verunsicherten Menschen äußert sich meist durch Wut und Hass, was in Verbindung mit schlechter Bildung und viel Zeit, eine hoch explosive Mischung darstellt. Auf dem Boden dieser abgehängten, schlecht gebildeten Teile der Bevölkerung gedeihen gefährlich abstruse Ideen und Wahnvorstellungen. Neid und Missgunst gegenüber nicht „Biodeutschen“ (ein Begriff aus der rechten Szene) münden meist in gefährlichen Verschwörungstheorien oder dem Wunsch endlich wieder einen starken Führer zu haben, der sich bedingungslos für das Wohl der „Deutschen“ einsetzt.

Die größte Verschwörungstheorie, die es seit Jahrtausenden gibt, ist der Glaube daran, dass das jüdische Volk im Geheimen die gesamte Welt beherrscht. Juden sollen wohl das Weltfinanzgeschehen lenken, hohen politischen Einfluss haben und alle großen Konzerne besitzen. Dass das völliger Unsinn ist, muss man gebildeten Menschen nicht sagen. Manche Menschen hingegen, sind froh, wenn es Theorien gibt, die einfach erklären, wer der Sündenbock ist, der die Verantwortung für alles trägt. Antisemitismus ist in den Köpfen vieler Großeltern und Urgroßeltern auch heute noch fest verankert, auch wenn es selten Anlass dazu gibt, sich gegen Juden zu äußern. Deswegen fällt der „salonfähige“ Antisemitismus in Kreisen von Pegida und AfD, die z.B. die Presse als „Judenpresse“ beschimpfen, mehr auf.

Ganz besonders im Trend liegt die Holocaust-Leugnung, die in Deutschland zum Glück verboten ist. Es gibt zur Zeit wieder mehrere prominente Beispiele. Sehr bekannt ist zum Beispiel die verrückte Judenhasser-Omi Ursula Haverbeck, die schon ihr Leben lang felsenfest behauptet, es gab niemals eine Judenvernichtung. Über den Verlauf ihrer Straftaten und Verurteilungen habe ich bereits geschrieben (hier und hier). Zwei weitere aktuelle, prominente Antisemiten sind Attila Hildmann und Xavier Naidoo. Auch über diese beiden Judenhasser habe ich bereits geschrieben (hier und hier). Im Rahmen der Corona-Pandemie haben sich antisemitische Verschwörungsmythen über Leute wie Hildmann und Naidoo wie Buschfeuer verbreitet, bis der Antisemitismus in die Mitte der Gesellschaft flammte. Antisemitische Straftaten steigen stetig an.

Quelle, Statista: https://de.statista.com/infografik/18013/antisemitische-gewalttaten-in-deutschland/

Auf Grund der industriellen Vernichtung der jüdischen Kultur in der Nazi-Zeit, ist Deutschland maßgeblich dafür verantwortlich, dass es den heutigen Juden wieder möglich ist in Freiheit, Frieden und Sicherheit zu leben und zu sterben. Im Rahmen dieser ganzen, schrecklichen antisemitischen Entwicklungen, sehe ich mich dazu gezwungen mal etwas zu erklären, in der Hoffnung das Bewusstsein für die deutsch-jüdische Kultur zu intensiveren.

Anfang des 20. Jahrhundert, kurz vor dem Holocaust, lebten in Deutschland über 600.000 Juden. Das ist der Grund dafür, dass man „Christlich-Jüdisches-Abendland“ sagt und nicht „christliches Abendland“. Zum normalen Straßenbild in der Zeit unserer Urgroßeltern gehörten jüdische Bibliotheken, jüdische Büchereien, jüdische Geschäfte, jüdische Bäcker, jüdische Schlachter, jüdische Ärzte, koschere Restaurants und Synagogen. Überall in Deutschland verteilt, selbst in manchen kleinen Provinz-Städtchen. Das Judentum hat Deutschland schon vor der Weimarer Republik mit gestaltet und kulturell bereichert. Jiddisch ist zum Beispiel eine jüdische Umgangssprache die auf deutsch basiert. Jiddisch ist eine Sprache die ihr alle mehr sprecht als ihr denkt. Ihr glaubt gar nicht wie viele Wörter heute im Alltag benutzt werden, die eigentlich jüdischen Ursprungs sind. Ich gebe euch hier mal eine Liste mit Kurzbeispielen zum Staunen.

– “…lass den man abzocken…“
– “…der ist aber ausgekocht…“
– “…ich hab Bammel…“
– “…ich bin gut betucht…“
– “…morgen mache ich blau“; “…boah ist der Typ blau…“
– “…das ist eine Chuzpe…“
– “…das ist aber dufte/tofte…“
– “…lass den da mal richtigen einseifen…“
– “…tja der geht uns wohl flöten…“
– “…was für ein Ganove…“
– “…ich bin völlig geschlaucht…“
– “…sei nicht immer so großkotzig…“
– “…Hals- und Beinbruch wünsch ich dir…“
– “…das zieht hier wie Hechtsuppe…“
– “…boah wat‘ ne geile Ische…“
– “…was für ein kleines Kaff…“
– “…ich brauche mehr Kies/Schotter (im Sinne von Geld)…“
– “…was trägst du denn für eine Kluft…“
– “…verkohl mich nicht…“
– “…das ist mir nicht ganz koscher…“
– “…ich muss kotzen…“
– “…was für eine Maloche…“
– “…da hast du aber Massel gehabt…“
– “…man mauschelt da wäre was dran…“
– “…der ist meschugge…“
– “…das war mies…“
– “…ich bin Pleite…“
– “…hau ab mit dem Ramsch…“
– “…Reibach machen…“
– “…lass uns um Geld schachern…“
– “…das Rind wird geschächtet…“
– “…was für eine Schickse…“
– “…was für ein Schlamassel…“
– “…du musst dich eben einschleimen…“
– “…ich stehe Schmiere…“
– “…sei ruhig du Schmock…“
– “…erzähl mir keinen Schmu…“
– “…meine Frau und ich schmusen…“
– “…ich bin ein Schnorrer…“
– “…erzähl kein Stuss…“
– “…lass mal Tacheles reden jetzt…“
– “…ich hatte Zoff mit ihr…“
– “…lass mal Playstation zocken…“
– “…guten Rutsch wünsche ich euch allen…“
– “…ein reines Tohuwabohu…“

Wenn die deutschen Antisemiten und Nazis wüssten, wie oft sie Jiddisch sprechen, würde sich Hitler im Grabe umdrehen. Den wenigsten ist klar, wie sehr die deutsche Kultur vom Judentum beeinflusst wurde und wie sehr der Holocaust sie wieder zerstört hat. Mit der fast gänzlichen Vernichtung der jüdischen Kultur in Deutschland ist ein riesiger Teil des deutschen Kultur Gutes für immer verloren gegangen. Besonders während der Kriegszeit haben sich viele Familien aus Angst dem Judentum abgewendet, sodass viele Kinder die eigentlich aus jüdischen Familien stammen, komplett christlich sozialisiert wurden. Es gibt eine Menge junger Menschen heutzutage, die durch Zufälle herausfinden, dass ihre Vorfahren eigentlich alle jüdischen Glaubens waren. Es gibt berühmte Geschichten, wie zum Beispiel das Leben von Salomon „Sally“ Perel, den ich in meiner Kindheit kennenlernen durfte, als er unsere Schule für eine Lesung besuchte. Er war der „Hitlerjunge Salomon„.

Quelle, Youtube, jmberlinTube: https://www.youtube.com/watch?v=sEPPW8uuusA

Ich kann absolut empfehlen, dass gleichnamige Buch zu lesen, oder den Film zu schauen. Sally Perel gab sich in der NS-Zeit als deutscher „Hitlerjunge“ aus, um zu überleben. Das sind alles Dinge, die niemals in Vergessenheit geraten dürfen. Deswegen bin ich umso stolzer heutzutage mit meiner Kippa durch meine Heimatstadt zu gehen, um den Menschen zu zeigen: Es gibt noch jüdische Kultur in Deutschland!

Schalom,
Schlomo Goldbaum

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