WDR Talkshow: Corona-Skeptiker unter sich – Ein Kommentar

Die einzigen Menschen die voller Panik, Angst und Verunsicherung sind, sind die, die allen anderen immer vorwerfen, sie würden Panik und Angst verbreiten. Es ist oft so, das man selbst sein blinder Fleck ist – das wird bei diesen Menschen wohl der Fall sein.

Unter der Überschrift „Lockern oder verschärfen?“, lud der WDR am 09.10. Menschen aus der Bevölkerung dazu ein, etwas zur aktuellen Corona-Situation in Deutschland zu sagen. Es wurde niemand vom Sender ausgewählt. Alle teilnehmenden Gäste haben sich freiwillig gemeldet. Das bedeutet natürlich, dass die Menschen die in dieser Sendung saßen in jedem Fall eine starke Motivation hatten etwas öffentlich kundzutun. Menschen mit Geltungsdrang gibt es zur Zeit viele, aber nur wenige davon tun der Gesellschaft gut. Deshalb ist mir diese Sendung besonders ins Auge gefallen. Schaut selbst, was diese Menschen zu sagen haben.

Quelle, WDR, Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=Xwme36rOoAM

In dieser Sendung sitzt eine bunte Mischung aus Menschen mit relativ gleichen Ansichten. Die Argumentationen dieser Leute war meiner Ansicht nach teilweise sehr eindimensional und egozentrisch. Die meisten projizierten ihre eigenen persönlichen Probleme und Erfahrungen auf die gesamte Gesellschaft und das allgemeine politische Handeln der Regierung. Jeder wollte die Pandemie-Maßnahmen am liebsten so gestaltet sehen, dass sie einen selbst möglichst wenig einschränkt. „Solidarität für Mitmenschen“ bedeutete für die meisten Teilnehmer dieser Sendung leider „Solidarität für mich“. Selbstverständlich gibt es immer wieder Maßnahmen, Gesetzte und Regelungen die schlecht durchdacht sind und an manchen Stellen Probleme aufweisen, die man anfangs gar nicht auf dem Schirm hatte. Das liegt aber auch daran, dass diese Gesetzte und Maßnahmen teilweise mit der heißen Nadel gestrickt worden sind. Auch die Fachwelt lernt noch heute jeden Tag Neues über das Sars-Cov-2 Virus, was bedeutet, dass sich viele Aussagen und Regeln stetig verändern können. All diese Probleme gehören genauso zu den Auswirkungen der Pandemie, wie die Krankheit selbst. Das wird meist vergessen, wenn Wissenschaftler wegen der Maßnahmen diffamiert werden.

Dann saßen selbstverständlich auch wieder einige Volldeppen dazwischen, die meinten das Virus und die Pandemie besser einschätzen zu können, als die zuständigen Wissenschaftler. Darunter gab es sogar wieder generelle Kritik an den Masken, was aber auch der Zusammenstellung der Gäste geschuldet war. Es waren unter den Gästen ziemlich sicher auch einige heimliche Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker, die sich zurückgehalten konnten. Der Applaus an manchen Stellen hat sie jedoch entlarvt. Jeder der da saß, musste sich dringend etwas von der Seele reden, dass spürte man bei jedem Teilnehmer. Es gab auch einige vernünftige Beiträge, die sich gegen die Masken-Gegner stellten. Auch sehr berechtigte Kritik an manchen Regelungen und Maßnahmen wurden geäußert, die Menschen teilweise existentiell enorm bedroht haben. Das sind eben die Probleme, die schnellstens von Seiten der Politik verbessert werden müssen. Es hat mich nachhaltig beruhigt, dass auch Leute dazwischen waren, die nicht Corona an sich oder die Wissenschaft in Frage stellten. Ziemlich absurd war leider dieser Kardiologe, der wirklich sagte, dass alle Maßnahmen mit sofortiger Wirkung aufgehoben werden müssten. Die Menschen sollten das seiner Meinung nach alles eigenverantwortlich machen. Das ist schon traurig, wenn ein Arzt sowas sagt und dabei tosenden Applaus bekommt. Ich denke man erkennt an den „Anti-Corona-Demonstrationen“ sehr gut, dass wir sehr wohl Verbote und Maßnahmen benötigen. Ohne Verbote und Maßnahmen, würde sich dieses Virus, durch Millionen ignoranter, dummer und asozialer Menschen ausbreiten wie Feuer und unzählige Menschen ins Unglück reißen.

Diese Sendung entlarvt durch die Beiträge ihrer Gäste auch eine Reihe an anderen grundlegenden Problemen dieser Gesellschaft. Wir pflücken jetzt die überreifen, matschigen Früchte unserer kapitalistischen, neoliberalen Ellenbogengesellschaft, in der nur dein Kapital zählt. Durch den Jahrzehnte langen, absoluten Leistungsdrang ist jeder nur noch auf sich selbst konzentriert. Der Blick auf die Welt ist bei vielen Menschen stark eingeschränkt und dreht sich ausschließlich um die eigene Existenzsicherung. Kaum einer hat mehr Zeit für weltliche und gesellschaftliche Probleme. Die Lebensrealität der meisten Menschen ist entkoppelt von der Lebensrealität aller Menschen auf diesem Planeten. Der Blick auf die Welt ist limitiert auf das eigene, private Umfeld.

Wenn eine Gesellschaft dann plötzlich gegenseitig füreinander da sein muss und Solidarität, Respekt und Empathie am meisten gefragt ist, sind die Probleme vorprogrammiert. Wir sind einfach keine soziale Gesellschaft, auch wenn das häufig behauptet wird. Wenn ein paar tausend Menschen an Corona sterben, ist das vielen Leuten völlig egal. Die entwickeln aus Selbstschutz den Reflex auf Nachfrage sofort alles zu relativieren. Das macht natürlich keinen Sinn, aber sich selbst etwas einzugestehen ist sehr viel schwerer, als sich selbst zu belügen. Alles beim alten zu lassen ist einfacher und bequemer. Die Menschen bleiben in ihrer Komfortzone so lange sie können – bis der Klimawandel das Leben auf diesem Planeten unmöglich macht. Sich selbst etwas eingestehen und eine Änderung anzustrengen, schaffen nur die aller wenigsten. Manche Leute vergessen einfach, dass auch sie ein Teil dieser Welt sind und damit automatisch eine Verantwortung für ihre Mitmenschen haben.

Fazit: „Lockern oder verschärfen?“ – Meine Antwort: Weder noch. Es sollte genau das gemacht werden, was wissenschaftlich und medizinisch am sinnvollsten ist. Ich kann das nicht wissen, deshalb höre ich auf das, was die Fachwelt sagt. Das sollten wir alle tun. Die Politiker haben die Aufgabe, die Regeln und Maßnahmen möglichst sozial und ökonomisch verträglich zu gestalten, damit die Kollateralschäden in der Gesellschaft möglichst klein bleiben. Das Bordelle auf haben, während Hörsäle geschlossen sind, macht natürlich keinen Sinn und sorgt für viel Ärger und Wut in der Gesellschaft. Selbstverständlich kann man in Zeiten einer solchen Pandemie nicht jeden komplett zufriedenstellen, aber genau da ist eben gesunder Menschenverstand, Solidarität und Empathie gefragt. Das gesundheitliche Wohl von Mitmenschen steht im absoluten Vordergrund. Wir alle sollten zusammen Ideen Entwickeln wie man diese Pandemie am besten übersteht, ohne sich selbst oder andere dabei in Gefahr zu bringen. Dazu braucht man Empathie, Mitgefühl und Toleranz. Diese Eigenschaften müssen wieder intensiv trainiert, gelehrt und gepredigt werden, so oft es geht. Ich glaube der größte Teil der Menschen in Deutschland ist solidarisch, tolerant und empathisch und akzeptiert alle Maßnahmen und Regeln. Eine Menge Menschen die in dieser Sendung saßen, sollten jedoch auf jeden Fall noch mal darüber nachdenken, was eigentlich ihr wahres Problem ist. Die einzigen Menschen die voller Panik, Angst und Verunsicherung sind, sind die, die allen anderen immer vorwerfen, sie würden Panik und Angst verbreiten. Es ist oft so, das man selbst sein blinder Fleck ist – das wird bei diesen Menschen wohl der Fall sein.

Schön ist auch, dass diese Sendung mal wieder ein Beweis dafür ist, das wir nicht in einer Diktatur leben. Der WDR hat jeden Corona-Kritiker zu Wort kommen lassen. Das wurde sogar in den Kommentaren erwähnt. Sonst ist in den Kommentaren aber leider nur der übliche Internet Aluhut-Schwachsinn zu lesen.

Schalom,
Schlomo Goldbaum

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