Asozialstaat Deutschland: Ungerechtigkeit, Ungleichheit, Armut, aber die schwarze Null steht – Ein Kommentar

Es wird bestimmten Leuten nicht gefallen. Es werden Eitelkeiten gekränkt und es wird gebellt, jede Menge, denn heute geht es um das aller wichtigste in den Köpfen des Durchschnitts-Idioten: Geld, Geld, Ansehen, Geld und Geld und Besitz und Geld und Status und Ansehen und Geld. Das sind eine Menge Dinge und ich hoffe ich werde Sie im Verlauf nicht durcheinander bringen.

Die Inspiration für diesen Text war eine recht neue statistische Erhebung über Reichtum. Was bei all diesen Studien vor allem immer wieder rauskommt:

„Wer in Deutschland sehr reich ist, musste dafür selten selbst etwas tun: Erbschaften und Schenkungen sind einer Studie zufolge der Hauptgrund für großen Reichtum.“
– Zeit.de

Über 86% der Menschen mit einem Vermögen von mindestens einer Millionen Euro, haben dafür nie gearbeitet. Allein diese Erhebung sagt schon alles. In Deutschland ist eben reich, wer reich ist. Und wer arm ist, ist arm. Und wer krank wird, und dann Hilfe braucht vom Staat ist Mensch zweiter Klasse weil man mit Hartz-4 auf Kosten anderer lebt. Es kommt dann sogar vor, dass vermögende Menschen auf allein erziehenden Frauen die Hartz-4 beziehen rumhacken, weil die ja nichts leisten würden. Sie hat halt höchstens als Krankenschwester Menschenleben gerettet, aber das ist heute nichts mehr wert. Was Menschen mal gemacht haben, spielt in unserer Gesellschaft sowieso keine Rolle mehr. Das einzige was zählt ist dein aktueller Kontostand. Der sagt aus ob du etwas leistest und etwas wert bist. Viele Politiker oder Menschen aus Bullshit-Jobs die reich oder vermögend sind werden jetzt natürlich widersprechen, das liegt einfach nur daran, dass sie die Erfahrung der Abhängigkeit nie machen mussten. Ich wünsche jedem perversen Kapitalisten, dass er einmal komplett scheitert und dann beim Jobcenter in der Schlange steht, damit er etwas zu essen kaufen kann. Mir ist das schon passiert. Früher rettete ich Leben in der Notaufnahme, später wurde ich schwer krank und dann hat mich kein Schwein mehr mit dem Arsch angeschaut. Ich wurde nicht respektiert, wenn ich sagte: Ich bin erkrankt, ich kann gerade nicht arbeiten. Reale Leistung und reale Verantwortung wird heute nicht gesehen und nicht gewürdigt. Menschen die ihr Leben lang extrem gearbeitet haben, leben heute in Altersarmut und im Fernsehen lächeln alle von der CDU und freuen sich über die höchsten Steuereinnahmen der Geschichte. Die Diäten der Politiker erhöhen sich ja auch andauernd von selbst. Vor Allem Hausfrauen und Mütter sollten unbedingt vom Staat für ihre extremen Lebensleistungen bezahlt werden! Die Krankenkassen schwimmen auch in 21 Milliarden Euro Überschüssen, aber etwas humanes damit zu tun, würde die Rendite für ein paar Menschen senken. Das ist heute das Hauptproblem an allem: Die Rendite. Das ewig erträumte Wachstum. Manchmal glaube ich, wer Kapitalist ist, kann nur völlig ahnungslos, gewissenlos oder dumm sein.

Das ist natürlich nicht nur in Deutschland so. Ich lebe halt hier und kann aus eigener Erfahrung sprechen. Mich stört nämlich eines ganz besonders: Die gesamte deutsche konservative Politik redet andauernd von Chancengleichheit auf ganzer Linie, von einem fairen „Leistungsprinzip“ und gerechter Vermögensverteilung. Sorry, da muss ich einfach nur lachen.

„Ich bin Kapitalistin. Mir gehört ein viertel von Bahlsen, und da freue ich mich auch drüber. Es soll mir auch weiterhin gehören. Ich will Geld verdienen und mir Segelyachten kaufen von der Dividende und sowas.“ – Verena Bahlsen, Tochter des Keks-Imperiums

Bereits kleinen Kindern wird in der Schule das neoliberale Ellenbogen-Prinzip in das Gehirn gestampft. Wer es nicht auf das Gymnasium schafft, wird nichts im Leben. Jeder wird auf ein absolutes „fressen und gefressen werden“ – Leben vorbereitet, mit dem Versprechen, dass jeder die gleichen Chancen hat. Das ist Schwachsinn und völlig gelogen. Eine absolute Illusion. Ganz wenige Menschen auf diesem Planeten haben fast das gesamte existente Kapital. Das ist in fast jedem Industrieland auf dieser Welt so. Komischer Weise zahlen Leute mit wenig Geld auch auf alles höhere Steuern, als Leute die Milliarden „erben“ und/oder „verschenken“. Es werden sogar Menschen die Geld haben mehr vom Staat unterstützt, als Menschen die wenig Geld haben. Das bedeutet, dass der Staat arme Menschen bewusst arm hält. Das ist beim Eltern- und Kindergeld zum Beispiel so. Meine Frau und ich bekommen weniger, als eine Familie in der beide Eltern nicht krank sind und mehr Geld haben. Logisch oder? Die haben mehr Geld als wir, also bekommen Sie noch mehr. Wir haben wenig, deswegen bekommen wir auch nur wenig. Das ist sowas von dumm und unlogisch… wenn ich bei diesen Beamten im Büro sitze frage ich oft ob sie manchmal Sinnkrisen haben, wenn sie Abends im Bett liegen, aber zurück zum Thema…

Heutzutage ist Reichtum im Grunde ein völlig inhumanes Verbrechen. Wir sollten nicht nur Lohnuntergrenzen einführen, sondern auch Obergrenzen. Wieso soll ein CEO eine Millionenabfindung bekommen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben, bei dem Gedanken daran, das jede Krankenschwester auf dieser Welt mehr geleistet hat? Wieso ist das so normal? Wenn man Berufe wirklich nach Leistung und Verantwortung bezahlen würde, wäre die Gehälterpyramide ziemlich exakt auf den Kopf gestellt. Selbstverständlich sind alle genannten Berufe nur Beispiele. Es gibt natürlich viel mehr Berufe zu erwähnen.

Am besten bezahlt sollten sein:

Ärzte, Krankenschwestern, Sanitäter, Therapeuten, Erzieher, Altenpfleger, Psychologen, Feuerwehrmänner, Polizisten, Soldaten, Müllmänner, Alle extremen speziellen Berufe mit hohen Gefahren (Kletterer, Taucher, usw.).

Direkt danach müssten extrem körperliche Berufe kommen, denn da bezahlen die Menschen mit ihrer Gesundheit:

Handwerker jeglicher Art, Straßenbauer, Maurer und co.

Und zu guter Letzt müssten eigentlich die absolut austauschbaren „Bullshit-Jobs“, die heute viel zu gut bezahlt werden, stehen, denn in 5 bis 10 Jahren übernimmt jeder einfache Algorithmus diese einfachen Tätigkeiten. Kaum Verantwortung, kaum Belastung, kaum Leistung:

Banker, Versicherungskaufmann, Verwaltungsbeamte in fast allen Ämtern, Ordnungsamt, Bürokaufleute usw. (alle algorithmisierbaren Bürojobs).

Versteht mich aber nicht falsch. Am schönsten wäre sowieso eine Welt in der es nicht nur um „Vollbeschäftigung“ und Arbeit geht. Wenn ich das schon höre bekomme ich Gänsehaut. In der Zukunft wäre eine Gemeinwohlökonomie in Verbindung mit einem BGE der absolute Traum. Kein Reichtum mehr, keine Armut mehr. Sinnlosigkeiten und Perversionen in der Wirtschaft sollten einfach verboten werden. Wir bezahlen den Spaß einiger weniger Zocker an der Börse mit Milliarden Steuergeldern armer Menschen und in der Quintessenz sogar mit Menschenleben. Ich weiß das das hier alles typisches, linkes Rumgejammer ist. Es entspricht aber leider der absoluten Wahrheit. Gerade heute in Zeiten der „schwarzen Null“, wo die Ungleichheit im Land immer größer wird, ist es wichtig immer wieder Salz in die Wunde zu streuen. Stellt euch eine Gesellschaft vor, in der jeder das tun kann, wozu er sich berufen fühlt. Niemand muss etwas tun um zu überleben. Wenn das Überleben für jeden Menschen gesichert ist, muss sich niemand mehr abstrampeln. Wenn alle gleich sind, kann man nicht mehr reich werden und der Fokus der Gesellschaft liegt endlich darauf glücklich und zufrieden zu sein.

Schalom,
Schlomo Goldbaum

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